Vor Kurzem erhielt die „Eintracht“ einen Brief von der Weilburger Stephanus Werkstatt der Diakonie Lahn – Dill, die eine Bücherspenden-Aktion „Abstauber“ betreibt. Als Anlage war eine von der „Eintracht“ im Jahr 1893 herausgegebene 96-seitige „Festschrift“ in der Größe 18,0 x 12,6 cm, 2. Auflage, beigefügt, die zum fünften Gesang-Wettstreit des Nassauischen Sängerbundes und aus Anlass der Feier des 30jährigen Bestehens des Männergesangvereins „Eintracht“ herausgegeben worden war. Die Fotos zeigen die Vorder- und Rückseite dieser Festschrift. Der eigentliche Spender ist nicht bekannt. Obwohl die Festschrift damals zum Preis von 50 Pfg verkauft worden war, ist sie als „Eigenthum“ des Vereins bezeichnet. Es ist erfreulich, dass diese Rarität an uns weitergeleitet wurde, um uns (Zitat) „damit zu erfreuen“. Selbstverständlich haben wir uns beim Absender für sein besonnenes Verhalten und die Überlassung schriftlich herzlich bedankt. Man kann davon ausgehen, dass sich ein Original dieser Festschrift möglicherweise bei den Archivunterlagen befunden hat, die dem durch Bomben in den letzten Tagen des unseligen zweiten Weltkrieges verursachten Brand des Vereinsarchivs zum Opfer gefallen sind. Somit sind uns durch diese Zusendung wertvolle Informationen wieder erschlossen worden.
Auf 96 Seiten ist viel Wissenswertes aus der Zeit vor 131 Jahren zu erfahren, als Wilhelm II. fünf Jahre deutscher Kaiser war. Unter Anderem ist auch festgehalten, dass sicher ist, dass die „Eintracht“ ihre Wurzeln in der „Concordia“ von 1818 hat und deren „Erbe und Nachfolger“ ist. Etwa die erste Hälfte des Inhalts beinhaltet Festgrüße, Vereins- und Stadtgeschichte (mit einem Foto), Wissenswertes über Dom und Domschatz sowie die „Feststadt“ und ihre Umgebung. Der zweite Teil behandelt sehr ausführlich den Wettstreit und die teilnehmenden Chöre. Der „Eintracht“-Vorstand bestand damals aus 11 Mitgliedern. Im Männerchor sangen im Jubiläumsjahr (1893) je 10 erste und zweite Tenöre sowie 11 erste und 8 zweite Bässe. Insgesamt hatte der Verein eins weniger als 200 „Inactive“ Mitglieder. Alle betreffenden Personen sind namentlich aufgeführt; die heutigen Datenschutzbestimmungen würden so etwas niemals mehr zulassen! Anlässlich des Festes gab es die stolze Zahl von 13 Ausschüssen, deren Mitglieder durch farblich unterschiedliche am Revers zu tragende „Rosetten“ zu unterscheiden waren. (Wie bei „Doppelbesetzung“ mit den Rosetten zu verfahren war, war „leider“ nicht geregelt. Welch ein Jammer!)
Ausschließlich Männerchöre, insgesamt waren es 28, sind damals aufgetreten, die jeweils mit Vorsitz, Dirigent, Chorstärke, Liedgut, Besetzung und sogar mit Namen der Sänger vorgestellt werden. Sie kamen alle aus dem Bereich des bis 1866 bestehenden Herzogtums Hessen-Nassau, z. B. auch aus den heutigen Stadtteilen von Frankfurt und Wiesbaden bis nach Hachenburg und Herborn. Die heutigen Frankfurter und Wiesbadener Stadtteile waren erst später „eingemeindet“ worden, „Höchst am Main“ z. B. ist erst im Jahre 1928 Teil der Stadt Frankfurt geworden! Anlässlich des Gesang-Wettstreits gab es auch einen „Commers“ und ein Feuerwerk. Der Festzug setzte sich aus 78 Gruppen zusammen, darunter vier Kapellen, davon zwei Militärkapellen, und vielen Vereinen aus dem Landkreis Limburg und der weiteren Umgebung. Es muss sich um einen großen „Event“ gehalten haben, den die „Eintracht“ damals auf die Beine gestellt hat.
Es hat große Freude gemacht, in diese wertvollen Aufzeichnungen einzutauchen und sich mit diesen historischen Unterlagen zu beschäftigen.